Geile Freude! Unfassbar! Wir haben es geschafft!

Maik Rudolf ist seit 2012 Trainer der 1. Mannschaft der SG Bornheim. Der Mann mit dem Dutt trat seinerzeit von Concordia Eschersheim kommend die Nachfolge des legendären Trainerduos Loutchan/Hallstein an, das zuvor zehn Jahre die Bornheimer Fußballabteilung prägte und sich 2007 mit dem Aufstieg in die damalige Bezirksoberliga in die Bornheimer Geschichtsbücher eintrug. Nach elf erfolgreichen Jahren in der Gruppenliga, davon die letzten sechs mit Maik Rudolf als hauptverantwortlichen Trainer, gelang dem 38-jährigen im Sommer 2018 das, was vor ihm noch niemanden gelungen ist, der Aufstieg in die Verbandsliga, der zweihöchsten Amateurklasse. In dieser fußballlosen Zeit wollen wir noch einmal gemeinsam mit dem Trainer der 1. Mannschaft zurückblicken, auf das aus Bornheimer Sicht ganz besondere Jahr 2018.

Hallo Maik, erstmal ein frohes Neues Jahr – mit welchen guten Vorsätzen bist Du in das neue Jahr 2019 gegangen?

Hallo Gert, Dir auch ein guten Neues. Ich habe noch so viele gute Vorsätze aus den Jahren 2015 ,2016, 2017, die muss ich erst noch abarbeiten, aber nein, das wichtigste ist, dass die Familie gesund bleibt, dass ich meinen Job als Erzieher ausüben kann, dass ich weiterhin Spaß an dieser Arbeit habe. Sportlich natürlich, dass wir die Verbandsliga halten und es schaffen, die A-Jugend ranzuführen.

2018 ist nun Geschichte – für die 1. Mannschaft war es das erfolgreichste Jahr seit der Vereinsgründung und für Dich als Trainer wohl auch. Wenn Du die vergangenen 12 Monate Revue passieren lässt – was waren für Dich die ganz besonderen Momente?

Definitiv das Kreispokalfinale im April, das war schon etwas ganz besonderes und natürlich das unvergessliche 2:2 in Dortelweil, als Louis Cordes das entscheidende Tor machte, dass uns den Aufstieg sicherte, auch noch einen Tag, nachdem die Eintracht Pokalsieger in Berlin wurde. Besser konnte es sportlich nicht kommen. Das waren super tolle, unvergessliche Momente. Aber auch Anfang des Jahres, das Spiel gegen den FSV Frankfurt vor fast 600 Zuschauern war ein ganz besonderer Moment. Praktisch ohne Training. Das hatte uns einen enormen Pusch für den Start ins das Jahr gegeben. Und dann natürlich auch noch der erste Sieg in der Vebandsliga, gegen Erlensee. Das war ein wahnsinns Spiel, ein ganz besonderes Spiel das vergesse ich nicht.

Aus sportlicher Sicht war 2018 ein überragendes Jahr, gekrönt mit dem Kreispokalsieg und dem Aufstieg in die Verbandsliga. Hättest du vor einem Jahr mit solch einem Saisonverlauf gerechnet und wie erklärst Du Dir diesen Erfolg?

Auf gar keinen  Fall hatten wir mit so einem Verlauf gerechnet. Ich hatte mir gewünscht, dass wir mal kostant die Leistung abrufen können, die wir normalerweise drauf haben. Wir hatten in 2018 dann endlich auch mal das Glück erzwungen. Wenn ich an die Spiele gegen Merzhausen denke, oder in Friedrichsdorf, als wir in der letzten Minute mit dem Tor von Till Schmanke noch gewonnen haben. Ich denke, wir hatten viele Jungs die richtig Bock hatten in diesem Jahr, und viele Jungs, die sich noch mal eine Stufe weiter entwickelt haben. Und irgendwann läuft das. Da musst du garnicht mehr soviel machen. Das spricht eben für die Jungs.

Kannst Du Dich noch an den speziellen Moment erinnern, als der Aufstieg nicht mehr zu nehmen war – was waren Deine ersten Gedanken?

Geile Freude! Unfassbar! Wir haben es geschafft! Und ich hatte komischerweise sofot den Gegner im Kopf. Das passierte ja in Dortelweil, und für die ging es ja auch noch um was. Ich bin auch kurz danach zu Dortelweils Trainer hin und habe ihm versprochen, dass wir im letzten Spiel noch mal alles geben und das ganze sportlich fair gestalten wollen, was dann vom Ergebnis her leider überhaupt nicht hingehauen hat. (1:4-Niederlage gegen Sportfreunde, Anm.d.Red.)

Du weißt um die überschaubaren finanziellen Möglichkeiten des Vereins. Als feststand, dass die SG Bornheim in der kommenden Saison in der Verbandsliga spielt, und mit dem Wissen, dass sich am Budget nicht viel ändern wird – wie groß waren Deine Bedenken, mit diesen „bescheidenen Mitteln“ einen Kader zusammezustellen, der auch in der Verbandsliga konkurenzfähig ist?

Wir wollten nicht viel verändern. Wir wollten auch in der Verbandsliga mit den Stärken bestehen, die wir haben. Offensivkraft mit viel Spielfreude. Wenn man von Bedenken sprechen kann, dann vielleicht die Ungewissheit davor, wie unsere Jungs mit Niederlagen umgehen. Wenn es mal Niederlagen am Stück hagelt. Wie gehen sie dann miteinander um? So kam es ja auch. Am Anfang haben wir nur verloren. Wir wussten, dass es dauern wird, bis die Mannschaft in der Liga ankommt. Wichtig würde dann sein, dass der Kader den Bock aufs Fußballspielen nicht verliert. Und das hat er nicht. Das ist eben auch das, was diesen Kader ausmacht. Viel Offensivstärke und viel Zusammenhalt. Das muss reichen. Klar weiß man nie wie es sich entwickelt. Aber wir haben daran geglaubt.

Im Zuge der Aufstiegseuphorie im vergangenen Sommer hat sich bei der SG Bornheim ein Förderkreis gebildet, der sich zur Aufgabe gemacht hat, das Umfeld der 1. und 2. Mannschaft finanziell zu unterstützen. Mittlerweile haben sich 33 Förderer zusammengetan und absolut außergewöhnlich – Du bist einer davon. Wie kommt ein Trainer einer Verbandsligamannschaft dazu seine eigene Mannschaft finanziell zu unterstützen?

Das habe ich mich auch gefragt. Aber ich habe die Jungs gesehen, wie die den Verein leben und ich bin der Meinung dass jeder Euro der Mannschaft gut tut. Ich wollte in dieser ganzen Euphorie das Wir-Gefühl einfach unterstützen. Und es war für mich keine Frage, ein Teil davon zu sein.

Nun beginnt in den nächsten Tagen die Wintervorbereitung. Mit Markus Renner, Kevin Wille und Willi Eifler, die aus beruflichen Gründen den Verein in der Winterpause verlassen haben, stehen gleich drei Stammkräfte nicht mehr zur Verfügung. Kann der aktuelle Kader diese Abgänge kompensieren oder wird sich schon intensiv nach Verstärkungen umgeschaut?

Wir haben uns nicht umgeschaut. Ich bin der Meinung, der Kader kann das auffangen. Wir erwarten das einfach auch von den Spielern, die bisher nicht so zum Einsatz kamen. Dennis Borchardt ist immer eine Alternative, Paul Schmanke ist wieder fit, Leon Malsch ist dabei, das sind die Alternativen. Und außen sind wir nach wie vor gut aufgestellt. Klar, wir müssen uns jetzt noch mehr strecken. Die drei genannten fehlen nicht nur sportlich, die fehlen auch charakterlich.

Vor der Saison war natürlich der Nichtabstieg das ultimative Ziel. Aktuell stehen wir bei 12 ausstehenden Spielen mit 29 Punkten auf Rang 8, also im gesicherten Mittelfeld – sogar noch vor Rot-Weiss Frankfurt. Es sind 7 Punkte nach unten auf einen Abstiegs-Relegationsplatz aber nur 6 auf einen nach oben – bleibt es bei der ursprünglichen Vorgabe oder gibt es eine neue Zielsetzung?

Nein. Wir wollen die Liga halten. Das war und ist das primäre Ziel, da bleiben wir dabei. Immer schön den Ball flach halten. So lange wir nicht sicher sind brauchen wir über andere Dinge nicht reden.

Sollten wir die Klasse halten – würde im 2. Verbandsligajahr der SG Bornheim der Trainer der 1. Mannschaft weiterhin Maik Rudolf heißen?

Das ist eine gute Frage. Bis jetzt wurde darüber noch gar nicht viel gesprochen. Muss man auch nicht, ich bleibe so lange Trainer bei der SG Bornheim bis der Verein etwas anderes sagt. Solange der Verein mich und Jele als Trainerteam haben möchte bleibe ich. Was anderes käme auch garnicht in Frage. Meine Frau hat  gesagt, „Du kannst gerne Trainer machen, aber nur in Bornheim!“

Maik, vielen Dank für das Gespräch.

(GG)