Das Siegen verlernt

Fast scheint es so, als hätte die SG Bornheim das Siegen verlernt. Auch im Hessenpokal konnten Bornheims Fußballerinnen den aktuellen Negativtrend nicht stoppen und unterlagen vor heimischer Kulisse dem Nord-Verbandsligisten TSV Bicken mit 0:1.

Allerdings war die Niederlage diesmal gleichermaßen unglücklich wie unverdient. Sie passte aber von ihrem Verlauf irgendwie erneut in das Muster der drei vorangegangenen Pleiten in der Verbandsliga. Zwar dominierte die SG diesmal das Spielgeschehen über die gesamten 90 Minuten und konnte sich dabei auch eine Vielzahl von Torgelegenheiten erspielen, blieb allerdings im Abschluss einmal mehr zu harmlos und ohne Torerfolg.

Aller Dominanz zum Trotz, war erneut eine gewisse Ideenlosigkeit im Bornheimer Spielaufbau nicht zu übersehen. Das es am Ende der Partie zwar dennoch zu einer Torschussbilanz von 14:4 zu Gunsten der Heimelf reichte, das Endresultat dieses Kräfteverhältnis aber in keiner Weise widerspiegelte, war aus Bornheimer Sicht verständlicherweise höchst frustrierend.

„Eigentlich haben wir gut gepresst und das Spiel vor allem in der zweiten Halbzeit über weite Strecken bestimmt. Trotzdem haben wir es aber nicht geschafft aus unserer Dominanz etwas Zählbares herauszuholen“, lautete das Fazit von Coach Max Hübner. „Wir wollten uns mit einem Sieg wieder etwas von dem Selbstvertrauen zurückholen, dass uns zuletzt offensichtlich verloren gegangen ist“, fand Bornheims Sportlicher Leiter Christoph Schaaff. „Die Chance dafür war da, weil der heutige Gegner absolut schlagbar war. Trotzdem ist uns das leider nicht gelungen.“

Schon im ersten Spielabschnitt hatte Bornheim deutlich mehr Ballbesitz. Wie schon zuletzt war es aber immer wieder der finale Ball, der zu unpräzise war, um sich noch mehr oder bessere Torchancen erspielen zu können. Fand das Leder dann doch seine Adressatin, fehlte den Abschlüssen entweder die entsprechende Entschlossenheit oder es war die hervorragende TSV-Keeperin Katharina Moritz, die mit ihrem Eingreifen einen Bornheimer Torerfolg verhinderte.

Neben zahlreichen weiteren Abschlüssen auf das Gästetor, hatten Darina Prissjashnik (17.) und Pia Sösemann (19.), innerhalb von wenigen Minuten die beiden herausragenden Bornheimer Möglichkeiten für den Führungstreffer auf dem Fuß. Beide konnten aber den Ball aus aussichtsreichen Positionen nicht im Tor unterbringen.

Auf der Gegenseite war lediglich ein halbwegs gefährlicher Schuss durch Finja Reuther auf das Tor der SG zu verzeichnen, der aber kaum das Prädikat einer echten Torchance für sich in Anspruch nehmen konnten.

Auch nach der Pause konnte Bornheim das Spielgeschehen weiterhin bestimmen und erarbeitete sich in den zweiten 45 Minuten immer wieder gute Gelegenheiten durch Marie Fries, Jenny Zitnik, Pia Sösemann und Lotta Meindl. Was aber nach wie vor fehlte, war der letzte Punch, die letzte Entschlossenheit um den Bann zu brechen. Da auch die Gäste weiterhin keine wirkliche Torgefahr ausstrahlen konnten, hatte das torlose Remis auch bis Mitte der zweiten Halbzeit hinein Bestand.

So war es schließlich auch nicht verwunderlich, dass es am Ende einmal mehr ein Bornheimer Fehler war, der dem TSV den Führungstreffer ermöglichte. Ein Missverständnis zwischen Bornheims Keeperin Zerican Atakci und ihrer Hintermannschaft führte schließlich nach 67 Minuten zum 0:1 durch Caroline Kirr, die die sich ihr unvermittelt bietende Möglichkeit zum letztlich entscheidenden Treffer nutzen konnte.

Zwar versuchte Bornheim auch weiterhin noch einmal alles, um zumindest zum Ausgleich und damit in die Verlängerung zu kommen, scheiterte aber immer wieder an der eigenen Abschlussschwäche oder TSV-Keeperin Moritz.

Dementsprechend groß war nach Spielschluss die Enttäuschung auf Bornheimer Seite. „Wir hatten eine gute Chance ins Viertelfinale einzuziehen und dort auf einen attraktiven Gegner aus der Hessen- oder Regionalliga zu treffen“, fand Max Hübner. „Diese Gelegenheit haben wir leider vertan. Das müssen wir jetzt aber schnell abhaken und uns voll auf die Liga fokussieren, damit wir unseren aktuellen Negativlauf stoppen können“, ging der Blick von Hübner bereits auf das kommende Wochenende.

Dann trifft Bornheim mit Viktoria Schaafheim zu Hause auf einen Gegner, den man in der 1.Runde des Hessenpokals bereits schon einmal zu Gast hatte. Damals gelang der SG ein knapper 1:0-Erfolg. Ein Ergebnis, mit dem man am kommenden Samstag in Anbetracht der aktuellen Situation vermutlich bereits mehr als zufrieden wäre.

„Ich bin mir sicher, dass sich bei einem Erfolg die ein oder andere Blockade lösen würde und der Glaube an die eigene Stärke wieder da wäre“, meint Schaaff. „Vielleicht haben wir gerade ein wenig das Siegen verlernt, mit Sicherheit aber nicht das Fußball spielen.“

 

CS