Last-Minute-Wahnsinn: Bornheim siegt in der Nachspielzeit

Was für ein Fußball-Drama! In einem schon verloren geglaubten Match, hat das Bornheimer Hessenliga-Team in der Nachspielzeit ein kleines Fußball-Wunder vollbracht. Bis zur 90.Minute lag die SG dabei gegen den KSV Hessen Kassel mit 1:2 zurück, bevor ein unglaublicher Doppelschlag in den letzten Atemzügen der Begegnung für die späte Wende sorgte.

Mit zwei Toren in der 4-minütigen Nachspielzeit drehte Bornheim das Spiel noch zu seinen Gunsten und feierte einen sensationellen 3:2-Sieg, der Fans und Spielerinnen gleichermaßen in Ekstase versetzte.

Bereits zur Pause hatte Bornheim in der am DFB-Campus ausgetragenen Begegnung gegen Kassel mit 1:2 zurückgelegen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Nordhessinnen ausgesprochen effizient gezeigt und die Defensivfehler der Gastgeberinnen gnadenlos ausgenutzt.

Zunächst war es Franziska Koch, die Kassel nach nur 6 Minuten mit 0:1 in Front schießen konnte. Zu allem Überfluss verletzte sich dabei Bornheims Keeperin Zerikan Atakci bei ihrem erfolglosen Abwehrversuch an der Schulter und musste wenig später das Spielfeld verlassen.

Auch durch den frühen Rückstand ließen sich die Bornheimerinnen nicht beeindrucken. Nach einem schön vorgetragenen Angriff über die rechte Außenbahn konnte Emely Tran mustergültig auf Luzie Ottenheim ablegen, die mit ihrem fulminanten Schuss von der 16-Meter-Marke aber nur die Querlatte traf (12.)

Kurz darauf war es Rie Odaira, die besser Maß genommen hatte und mit einer fantastischen Direktabnahme aus 25 Metern den Ball unter die Latte des Kasselaner Tores hämmerte. Jedoch währte die Freude über diesen Treffer nicht lange. Schließlich war es Melina Heyder, die noch vor der Pause die eine Minute zuvor für Atakci ins Spiel gekommene Lara Krämer im Bornheimer Tor kalt erwischte und den KSV noch vor der Halbzeitpause wieder in Führung brachte (26.).

Eigentlich keine schlechte Leistung der Bornheimerinnen, aber in der Defensive zu fahrlässig und zudem offensiv zu wenig durchschlagskräftig, lautete daher die Halbzeitanalyse der zum Spiel im Rahmen des „Wochenende des Amateurfußballs“ zahlreich am DFB-Campus erschienenen Anhängerschaft der SG.

Offenbar hatte Coach Adrian Pliske in der Halbzeitpause die richtigen Worte gefunden, denn es folgten 45 Minuten, in denen sich seine Elf von ihrer besten Seite präsentierte. Vom Anpfiff an, war sofort zu erkennen, dass Bornheim nun einen Gang nach oben geschaltet hatte.

Jetzt auch defensiv deutlich stabiler, dominierte die Pliske-Elf das Spielgeschehen fortan eindeutig und suchte immer wieder nach den Lücken in der Kasseler Abwehr. Die Gäste verlagerten sich hingegen mehr und mehr auf das Verteidigen ihres knappen Vorsprungs und lauerten auf Umschaltsituationen.

Trotz aller Bemühungen und einer deutlichen Feldüberlegenheit der Bornheimerinnen, glich die KSV-Abwehr aber einer uneinnehmbaren Festung, an der sich die SG die Zähne auszubeißen schien. Daher blieben -aller spielerischen Überlegenheit zum Trotz- klare Torgelegenheiten auch Mangelware.

90 Minuten waren vorüber und die Unparteiische Lara Link hatte bereits die 3-minütige Nachspielzeit angezeigt, als Bornheims große Stunde doch noch schlagen sollte. Mitten hinein in das sich anbahnende Gefühl der Frustration über eine völlig überflüssige Niederlage, war es Amy Kollien Berend, die nach einem Eckball aus dem Gewühl heraus, das Leder zum 2:2 (90.+2) über die Torlinie befördern konnte.

Schien der Jubel bereits hier ein Sturm zu sein, schwoll er 2 weitere Minuten später zu einem wahren Orkan an. Ein langer, von Luana Balzer aus dem Halbfeld getretener Freistoß, leitete quasi mit dem Schlusspfiff den zwar etwas glücklichen, aber trotzdem verdienten Bornheimer Erfolg ein. Zunächst war Lilly Wiegelmann im ersten Versuch noch an Lara Brandt im Kasseler Tor gescheitert, konnte aber im Nachsetzen doch noch den 3:2-Siegtreffer (90.+4) für Bornheim markieren und setzte damit den Schlusspunkt unter eine unglaubliche Schlussphase.

Im Trainerinterview mit dem DFB war Adrian Pliske nach dem Schlusspfiff von der Leistung seines Teams verständlicherweise begeistert: „Ab der 50. Minute war das für mich wie ein Pokalspiel. Wir haben eine wesentlich bessere 2.Halbzeit gespielt, es aber lange versäumt, uns dafür auch zu belohnen. Ich habe trotzdem bis zum Schluss dran geglaubt, dass wir noch etwas holen“, so Pliske

Bornheims Sportlicher Leiter Christoph Schaaff sah darüber hinaus auch noch Auswirkungen für den weiteren Saisonverlauf: „So ein Spiel auf diese Art und Weise noch zu drehen, macht etwas mit einer Mannschaft und setzt Energien für das gesamte Kollektiv frei. Das waren heute mehr als nur 3 Punkte“.

Auf Gästeseite war der Frust über die späte Niederlage nachvollziebarerweise groß. „Wir hatten in der 2. Halbzeit zu wenig Ballbesitz und haben auch ein bisschen um das Gegentor gebettelt. Das es dann sogar 2 waren und sie zudem so spät gefallen sind, ist für uns extrem bitter. Letztlich haben wir das Match durch 2 Standards hergeschenkt“, war KSV-Coach Daniel Wenzel über den Spielausgang genauso enttäuscht, wie sein Team.

Während Kassel nach der Last-Minute-Pleite im Klassement auf Rang 8 abgerutscht ist, belegt Aufsteiger Bornheim mit jetzt 7 Punkten einen hervorragenden 4.Platz, will aber ungeachtet dessen nach wie vor auf dem Teppich bleiben: „Heute war das Momentum auf unserer Seite“, bemerkt Pliske. „Wir hätten dieses Spiel auch verlieren können, wenngleich wir das nicht verdient gehabt hätten. Im Moment ist jeder Punkt den wir einsammeln, noch ein Punkt im Kampf um den Klassenerhalt. Ich glaube das sollte uns allen bewusst sein“, mahnt der Bornheimer Trainer.

Zum perfekten Spieltag trug auch Bornheims 1b bei, die auf heimischem Platz an der Berger Straße den VFB Friedberg ebenfalls mit 3:2 besiegen konnten. Zweimal war Bornheim in Führung gegangen, zweimal gelang den Gästen der Ausgleich, bevor schließlich Dilara Günes mit dem 3:2 (70.) den entscheidenden Treffer setzen konnte.

Günes war es auch, die die SG zunächst nach 13 Minuten mit 1:0 in Führung gebracht hatte, die jedoch Chiara Brandl nur 3 Minuten später egalisieren konnte. Noch vor der Pause brachte aber Sarah Schielke ihr Team mit 2:1 (38.) abermals in Front.

Auch nach dem Seitenwechsel hielt der VFB weiter dagegen und kam durch einen Treffer von Vanessa Dichter kurz nach Wiederbeginn zum 2:2-Ausgleich (52.).

Am Ende bewies jedoch die Truppe um das Trainer-Duo Chris Dietz und Giulio Torsiello den längeren Atem und behielt dank des zweiten Günes-Treffers die Oberhand.

In Anbetracht des engen Schlussresultats sprach Coach Chris Dietz von einem engen Match: „Wir hatten heute 8 neue Spielerinnen in der Start-Elf, davon sind 3 gerade erst von den B-Juniorinnen zu den Frauen aufgerückt. Dafür haben wir das sehr gut gemacht“, fand Dietz lobende Worte für sein Team.

CS