Meisterinnen der Mentalität
Das war knapp: Dank zweier später Treffer durch Lina Zeller und Lilly Wiegelmann konnten Bornheims Hessenliga-Fußballerinnen gegen den TSV Pilgerzell am Ende doch noch den eingeplanten Dreier einfahren und sind damit nur haarscharf an einer herben Enttäuschung vorbeigeschrammt. Lange Zeit tat sich die Pliske-Elf gegen das zweikampfstarke Ligaschlusslicht extrem schwer und musste um den erhofften Erfolg bangen.
Zeitgleich musste sich Bornheims 1b im innerstädtischen Derby mit dem SC Riedberg mit nur einem Zähler zufriedengeben und droht nun mehr und mehr den Anschluss an die Aufstiegsränge zu verlieren. Zwar konnte Bornheim dabei einen zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand noch egalisieren war aber am Ende mit der Punkteteilung alles andere als zufrieden.
Bereits in der Vorwoche hatte der Spielplan Bornheims 1a nach Fulda geführt, musste seinerzeit aber ohne Punkte die Heimreise antreten. Gegen den bislang noch sieglosen TSV hatte man sich dagegen vorgenommen, 3 wichtige Zähler im Kampf um den Klassenerhalt auf das eigene Konto packen zu wollen.
Schon früh war jedoch zu spüren, dass der Tabellenletzte alles andere als gewillt war, bei diesem Vorhaben nur Spalier zu stehen. Noch keine 2 Minuten waren gespielt, als Pilgerzell im Anschluss an seinen ersten Vorstoß über die rechte Flanke durch Tabea Leonangeli zum Abschluss kam und die an diesem Tag für die beiden verletzten Torhüterinnen Lara Krämer und Zerikan Atakci das Tor hütende Feldspielerin Clara von Oettingen zum 1:0 überwinden konnte. Damit schlug die Partie schon früh eine aus Gästesicht unerwartete Richtung ein, die das angestrebte Ziel nicht unbedingt leichter machen sollte.
Während das Bornheimer Team trotz der mehr als widrigen Platzverhältnisse immer wieder nach spielerischen Lösungen suchte, agierte der TSV mit den fußballerischen Grundtugenden Kampf und Laufbereitschaft. Fand Bornheim doch einmal die ein oder andere kleine Lücke im gegnerischen Abwehrnetz, fehlte es aber im Abschluss an der notwendigen Präzision, um zum Erfolg zu kommen.
Einen möglichen Ausgleich am nächsten, kamen Anna-Lena Trapp (26.) und Lilly Wiegelmann (38.) die aber Pilgerzells starke Keeperin Larissa Kröhling nicht überwinden konnten. Auf der Gegenseite blieb Clara von Oettingen im ersten Durchgang weitestgehend unbeschäftigt. Gemessen an den Spielanteilen, war die Führung der Gastgeberinnen zur Halbzeit eher schmeichelhaft. Bornheim musste sich dagegen den Vorwurf gefallen lassen, die eigene spielerische Überlegenheit nicht konsequent genug ausgespielt zu haben.
Nach Wiederanpfiff erhöhte Bornheim nun das Risiko ein wenig und verteidigte jetzt etwas höher als noch in Halbzeit eins. Zwar verstärkte sich dadurch der Druck auf das gegnerische Tor noch einmal mehr, jedoch boten sich dadurch immer wieder auch Lücken in der Bornheimer Defensive, die der TSV allerdings nicht entscheidend nutzen konnte.
In einem in der Folge immer zweikampfbetonter werdenden Spiel, konnte sich die SG jetzt auch vermehrt Abschlusssituationen erarbeiten, scheiterte aber immer wieder an Kröhling im Tor oder der eigenen Ungenauigkeit vor dem Tor. In einer jetzt von zahlreichen Fouls und Zweikämpfen geprägten Partie, schien mit fortschreitender Spieldauer Vieles auf einen ersten Saisonerfolg der Gastgeberinnen hinzudeuten.
Wie schon so oft in der Vergangenheit erwiesen sich Bornheim Fußballerinnen aber als Meisterinnen der Mentalität. Hatte in beiden Fanlagern manch einer geglaubt, das Pendel könnte erstmals in dieser Saison zugunsten des TSV Pilgerzell ausschlagen, schlug Bornheim schließlich doch noch spät zu. Nach einer Hereingabe von rechts, war es Lina Zeller die zunächst zum 1:1 (78.) egalisieren konnte bevor 9 Minuten später auch Bornheims Top-Torschützin Lilly Wiegelmann mit ihrem 11. Saisontreffer den späten aber letztlich verdienten Erfolg sicherstellte.
Nach dem Match war Bornheims Coach Adrian Pliske trotz des engen Spiels stolz auf sein Team: „Das war von den Platzverhältnissen her heute kein Match, wo wir unsere Stärken ausspielen konnten. Unter diesen Konditionen haben wir das Beste herausgeholt. Das war nicht einfach, aber wir haben immer an uns geglaubt und sind geduldig geblieben. Unter dem Strich haben wir uns dafür belohnt und nehmen drei Punkte mit, die uns guttun“, war Pliske erleichtert.
Diese Erleichterung hätte auch gerne Pliskes Trainerkollege Chris Dietz von Bornheims 1b verspürt. Stattdessen stand für ihn und seine Mädels aber lediglich ein mageres 2:2-Remis gegen den SC Riedberg auf der Ergebnistafel. Zu wenig, um mit den erneut siegreichen Konkurrentinnen aus Mittelbuchen und Bad Nauheim Schritt halten zu können. Im Klassement rangiert Bornheim damit bereits 8 Zähler hinter Spitzenreiter FC Mittelbuchen II, der nach wie vor noch ohne Punktverlust ist.
„Wir hatten eigentlich eine gute Trainingswoche, haben das heute aber nicht fortsetzen können“, war Dietz verständlicherweise enttäuscht und ergänzte: „Mit jedem nicht gewonnenen Match mehr, entfernen wir uns immer weiter von unserem Ziel. Natürlich sind noch viele Punkte zu vergeben, aber leichter wird es für uns definitiv nicht“, so Dietz.
Auch für seine Elf hatte das Spiel denkbar schlecht begonnen. Noch bevor Bornheim wirklich im Spiel angekommen war, hatte der SC Riedberg bereits durch Doppeltorschützin Maike Levin zwei Treffer (01./08.) vorgelegt und die für Bornheim zu überspringende Hürde noch einmal deutlich höher gelegt. Noch vor der Pause konnten die Gastgeberinnen durch Darina Prissjashnik zwar auf 1:2 (23.) verkürzen, nahmen den Rückstand aber dennoch mit in die Pause.
Auch nach dem Seitenwechsel arbeitete Bornheim beharrlich daran, das Spiel doch noch zu drehen, für mehr als ein Unentschieden sollte es aber trotz des 2:2-Ausgleichstreffers (80.) durch Sabine Abdulahi nicht mehr reichen.
Am kommenden Spieltag gastiert Bornheims 1b beim FFV Oberursel, die die Bornheimerinnen in der Tabelle mittlerweile überholt haben und punktetechnisch gleichauf mit der SG liegen. Will die Elf von Trainer Chris Dietz nicht weiter an Boden verlieren, ist ein Sieg fast schon Pflicht.
Dagegen wartet auf Bornheims 1a zum Vorrundenabschluss noch einmal ein Heimspiel. Zu Gast ist dann mit der SG Egelsbach ein aus gemeinsamen Verbandsligazeiten bestens bekannter Gegner. „Gegen Egelsbach waren es in der Vergangenheit immer enge Spiele“, sagt Bornheims Coach Adrian Pliske. „Zwar liegen sie in der Tabelle derzeit hinter uns, haben aber viel Qualität im Kader und sind sicher besser als ihr Tabellenplatz. Wir werden auch dieses Mal wieder an unsere Leistungsgrenze gehen müssen, wenn wir die Punkte in Bornheim behalten wollen“, mahnt Pliske.
Mit Amy Kollien Berend hat zudem das Bornheimer Lazarett nach dem Spiel in Pilgerzell weiter Zuwachs bekommen. Ob Keeperin Lara Krämer bis dahin wieder einsatzbereit sein wird, ist mehr als zweifelhaft. Davon lässt sich Pliske aber nicht beirren: „Wir haben einen großen und guten Kader. Das hilft uns in dieser Situation natürlich sehr. Die Mädels haben außerdem einen großartigen Teamspirit entwickelt, was uns schwierige Situationen wie jetzt in Pilgerzell gut überstehen lässt“, bleibt Pliske optimistisch.
CS