Minimalismus „Made in Bornheim“

Bekannterweise ist Fußball ein Ergebnissport und in einer beliebten deutschen TV-Fußball-Talkrunde am Sonntagmorgen zahlt man für solch banale Feststellungen € 3,- ins Phrasenschein. Irgendwie wahr bleiben sie aber trotzdem.

Nicht weniger, aber auch nicht mehr, war die Erkenntnis aus dem samstäglichen Auftritt von Bornheims Verbandsligafußballerinnen gegen die DJK SSG Darmstadt. Am Ende der Partie stand zwar ein klarer und verdienter 3:0-Erfolg für Bornheim, dies war dann aber auch schon das einzig Erwähnenswerte aus diesem Spiel. Der Unterhaltungswert der Partie lag dagegen eher auf dem Level einer Zeitung vom Vortag.

In der über die kompletten 90 Minuten einseitigen Partie bestimmte Bornheim das Geschehen zwar nach Belieben, konnte aber trotz des Erfolges nur ausgesprochen punktuell die Begeisterung der Zuschauerinnen und Zuschauer wecken. Als hätten Diese es bereits geahnt, hatten an jenem regnerischen Abend auch nur Wenige den Weg auf die Bornheimer Sportanlage gefunden. Belohnt wurden sie für ihr Erscheinen allerdings nicht.

Schon früh hatte ein Kopfballtreffer von Sarah Schielke zum 1:0 (06.) die Richtung vorgegeben. Wer gedacht hatte, fortan mit weiteren Fußballschmankerln verwöhnt zu werden, wurde rasch eines Besseren belehrt. So war es lediglich das 2:0 (44.) von Vera Klingebiel, was an weiteren erinnerungswürdigen Momenten von Halbzeit 1 im Gedächtnis blieb.

„Dann eben halt in Halbzeit zwei“ mochte sich der ein oder andere gedacht haben und nährte seine diesbezüglichen Hoffnungen vielleicht aus den Erinnerungen an vergangene Heimspiele. Am Ende sollte es aber bei eben diesen Erinnerungen bleiben. Viele mehr kamen an diesem Abend jedenfalls nicht dazu. Einzig ein Lattentreffer von Marie Fries (76.) sowie das 3:0 (90.) von Vera Klingebiel kurz vor dem Abpfiff konnten dazu beitragen, der allgemeinen Tristesse dieser Begegnung wenigstens einen halbwegs freundlichen Anstrich zu verpassen.

„Hauptsache gewonnen“, war dann auch der allgemeine Tenor bei allen auf Bornheimer Seite Beteiligten, was letztlich auch als einzig sinnvolles Fazit erschien. „Darmstadt hat extrem tief verteidigt und die Räume eng gemacht. Es ist uns nicht wirklich gelungen, die passenden Lösungen zu finden und unsere Stärken auszuspielen. An einem schlechten Tag geht man dann auch mal mit einem 0:0 aus so einem Spiel. Zumindest das haben wir verhindern können“, übte sich Coach Holger Winkler in entsprechendem Minimalismus.

Bitterer Abend dagegen für Bornheims Zweite, die dem FC Neu Isenburg durch einen Last-Minute-Treffer in der Nachspielzeit mit 2:3 unterlag und damit den erhofften Befreiungsschlag verpasste.

„Wir waren ganz dicht dran und hätten uns zumindest das Remis mehr als verdient gehabt“, fand Christian Walter, der den an diesem Abend verhinderten Coach Michael Mau vertrat. „Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, aber nach der Pause das Niveau nicht ganz halten können. Trotzdem hatten wir in der Summe mehr und zudem die besseren Chancen.“ Auch sein Kontrahent Daniel Brauns vom FC Neu Isenburg kam zu einem ähnlichen Fazit: „Bornheim war deutlich besser, als es die Tabelle aussagt. Aus der Sicht des Gegners war das eine sehr unglückliche Niederlage“.

Zwar waren die Gäste gleich mit ihrer ersten Chance durch Rosalia la Mattina mit 0:1 (16.) in Führung gegangen, jedoch konnten Dilara Günes (22.) und Merle Schwarz (37.) das Spiel noch vor der Pause drehen. Zudem hatte Günes bereits vor der Gästeführung nach einer schönen Hereingabe von Johanna Wischermann die Bornheimer Führung auf dem Kopf, jedoch strich ihr Versuch nur knapp über das Tor.

Wieder einmal waren es die Anfangsminuten der 2.Halbzeit, in denen Bornheim nicht wach genug wirkte. So war es Simay Ergün die die erst zweite gute Neu Isenburger Torgelegenheit nutzen und zum 2:2 (50.) ausgleichen konnte. In der Folge entwickelte sich ein offenes Match, jedoch fehlte der Heimelf einmal mehr der nötige Punch, um zum Torerfolg zu kommen.

Spätestens, als Annabelle Mau kurz vor dem Ende mit einem 30-Meter-Freistoß nur die Querlatte traf, hätte man selbst mit einer Punkteteilung nur wenig zufrieden sein dürfen. Aber es sollte am Ende noch dicker kommen. Als die Nachspielzeit nahezu vorüber war, fand ein letzter langer Ball des FC den Weg in den Strafraum. Nach einem unzureichenden Klärungsversuch der Bornheimer Defensive war es schließlich Neu Isenburgs Daniela Stroh, die das Leder zum glücklichen 2:3 (90.+3) über die Linie befördern konnte und Bornheim damit die 5. Pleite im 5. Spiel bescherte.

„Diese Niederlage tut extrem weh!“, war auch Bornheims Abteilungsleiter Christoph Schaaff nach dem Spielende bedient. „Wenn du so nah dran bist und dann kurz vor Schluss so bitter bestraft wirst, ist das in unserer momentanen Lage besonders schmerzhaft. Auch wenn es gerade schwerfällt, müssen wir jetzt vor allem darauf schauen was wir heute gut gemacht haben und versuchen, daran anzuknüpfen“, versuchte Schaaff dennoch auch etwas Positives aus der Niederlage zu ziehen.

Am kommenden Spieltag gastiert Bornheim 2 zum Kellerduell bei der FSG Niedermittlau/Lieblos. Selbst zu diesem frühen Zeitpunkt erscheint diese Partie bereits nicht nur richtungsweisend, sondern bekommt einen fast schon finalen Charakter. Sollte auch dieses Match keine Wende bringen, würde der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen wohl weiter anwachsen. In Bornheim würde man sich dann auf schwere Wochen einstellen müssen.

CS