Mit Mut und Mentalität: Bornheim trotzt dem Favoriten
Liganeuling SG Bornheim hat am ersten Spieltag der neuen Hessenliga-Saison gleich ein erstes kleines Ausrufezeichen gesetzt. Beim letztjährigen Tabellendritten SF BG Marburg erkämpfte sich das Team von Trainer Adrian Pliske ein beachtliches 1:1 und meldete dabei den Anspruch an, in der neuen Liga nicht zwangsläufig die Rolle des Underdogs einnehmen zu wollen.
Dementsprechend motiviert, engagiert und mutig präsentierte sich die Bornheimer Elf in den Anfangsminuten der Partie. Mit hoher Pressingintensität setzte der Aufsteiger die Marburger Defensive immer wieder unter Druck und versuchte dadurch Fehler zu erzwingen. Obwohl man sich dabei leichte optische Vorteile erspielen konnte, gelang es nicht wirklich, vor dem Marburger Kasten ernsthafte Torgefahr auszustrahlen.
Dennoch sah sich die favorisierte Heimelf in diesen Minuten immer wieder in die Defensive gedrängt und musste sich zunächst darauf beschränken, über Konter für Entlastung zu sorgen. Wirkliche Torgelegenheiten resultierten aber auch daraus nicht. Zu gut stand die Gästedefensive in dieser Phase des Spiels und behielt konzentriert und mit gutem Stellungsspiel, das Geschehen rund um den eigenen Strafraum sicher im Griff.
Hatte die Anfangsviertelstunde noch den Bornheimerinnen gehört, übernahm in der Folge Blau Gelb mehr und mehr das Kommando. Die erste Annäherung an das Tor der SG lies allerdings bis zur 34. Minute auf sich warten, als Rebecca Goy mit ihrem Abschluss den Kasten von Zerican Atakci knapp verfehlte. Erneut war es Goy die nur wenig später einen weiteren Versuch unternahm, aber auch diesmal mit ihrem Schuss nicht ins Schwarze treffen konnte.
Als alle bereits mit einem torlosen Remis zur Halbzeitpause rechneten, überschlugen sich die Ereignisse in den letzten Minuten vor dem Pausenpfiff. Einen Abpraller aus der Marburger Defensive konnte Lilly Wiegelmann aufnehmen und versenkte den Ball entschlossen zum Bornheimer Führungstreffer im Marburger Tor.
Die Antwort der Gastgeberinnen ließ nicht lange auf sich warten. Die 45 Minuten der ersten Halbzeit waren bereits abgelaufen, als in der Nachspielzeit ein Freistoß aus rund 25 Metern aus dem Halbfeld noch vor der Pause für den nicht ganz unverdienten 1:1-Ausgleich sorgte. Ein eigentlich harmloser Flachschuss von Nathalie Erbes fand dabei über gut und gerne 25 Meter den Weg vorbei an Freund und Feind und landete zur Überraschung aller im langen Eck des Bornheimer Kastens. Somit ging es mit dem insgesamt leistungsgerechten 1:1 in die Halbzeitpause.
Auch zu Beginn des zweiten Spielabschnitts bot sich zunächst ein ähnliches Bild wie zum Start des ersten Durchgangs. Bornheim übernahm in den ersten Minuten die Initiative und hatte in dieser Phase der Partie abermals ein wenig mehr vom Match. Was jedoch nach wie vor fehlte, war die notwendige Durchschlagskraft.
Wieder brauchten die favorisierten Marburgerinnen die ersten Minuten, um ins Spiel zu kommen, entwickelten danach aber deutlich mehr Zug in Richtung des gegnerischen Kastens. Das Bornheims Aufsteigerinnen im weiteren Verlauf des Matches mehr und mehr den Zugriff auf Ball und Gegner verloren, lag nicht zuletzt auch daran, dass die Elf von Adrian Pliske häufig nicht dicht genug an ihren jeweiligen Gegenspielerinnen dran war und den Marburgerinnen dadurch zu viele Freiräume gewährte.
Dem Vorjahresdritten gelang es nun immer häufiger, das Spiel in das letzte Drittel vor dem Bornheimer Tor zu verlagern. Fast folgerichtig konnte sich der Favorit dadurch ein Chancenplus erspielen. Die beste Gelegenheit, das Spiel zu den eigenen Gunsten zu drehen, hatte dabei Marburgs Marie Pietschmann, deren Versuch aber an der Querlatte des Tores landete.
Mit hohem Einsatz und einer ordentlichen Portion Mentalität stemmte sich Bornheim gegen den stärker werdenden Druck und lauerte nun seinerseits darauf, über einen Konter vielleicht doch noch gleich zum Hessenliga-Debut den ersten Dreier einfahren zu können.
Fast wäre ein solcher Lucky-Punch sogar geglückt, jedoch verpasste Laetitia Wiegelmann kurz vor dem Spielende die mögliche Entscheidung. Dennoch war man im Bornheimer Lager nach den ersten 90 Minuten der neuen Spielzeit mit dem Punkt absolut zufrieden.
„Das erste Saisonspiel ist immer so etwas wie eine Wundertüte, vor allem wenn man Aufsteiger ist“ blickte Bornheims Sportlicher Leiter Christoph Schaaff auf den vorangegangenen Saisonauftakt zurück. „Wir haben einen absoluten Mentalitätsauftritt abgeliefert und eine Leistung gezeigt, auf der wir in den kommenden Wochen definitiv aufbauen können“, war Schaaff mit dem Auftritt des Aufsteigers vollauf zufrieden.
Auch Coach Adrian Pliske beurteilte die Leistung seiner Spielerinnen ebenfalls positiv: „Ich bin sowohl mit dem Ergebnis, als auch mit unserer Leistung total zufrieden. Wir hatten viel Druck, haben aber super dagegengehalten. Auch die Spielerinnen, die im Laufe des Spiels reingekommen sind, haben nahtlos an die gute Mannschaftsleistung angeknüpft. Das war ein starker Auftakt in die Saison“, lobte Pliske seine Spielerinnen.
Nach dem vielversprechenden Auftakt in Marburg, fiebern Mannschaft und Trainer nun bereits dem ersten Heimspiel entgegen. Am kommenden Samstag empfangen Bornheims Aufsteigerinnen die TSG Lütter an der Berger Straße.
Die Osthessinnen haben am ersten Spieltag noch nicht aktiv in das Spielgeschehen eingegriffen und werden ihre Saisonpremiere daher in Bornheim feiern. Damit trifft die SG auch an Spieltag 2 auf einen Gegner, der vorerst noch nicht wirklich einzuschätzen ist.
Ungeachtet dessen, will man natürlich auch beim ersten Auftritt vor heimischem Publikum eine überzeugende Vorstellung zeigen und die 3 Punkte möglichst in Bornheim behalten. „Der Auftakt hat definitiv Mut gemacht und gibt uns Selbstvertrauen“, weiß Pliske. „Trotzdem sind und bleiben wir der Aufsteiger und werden auch weiterhin nicht in der Rolle des Favoriten in die Spiele gehen“, ist Bornheims Coach realistisch.
Ungeachtet dessen rechnet man sich in Bornheim durchaus Chancen auf einen Sieg aus und könnte mit möglichen 4 Punkten aus den ersten beiden Spielen mit dem Saisonstart mehr als zufrieden sein. „Die Qualität ist grundsätzlich da, um in der Liga mithalten zu können“, meint auch Schaaff. „Ich glaube, der Punktgewinn in Marburg hat uns das deutlich gezeigt und sollte uns auch gegen Lütter mutig und entschlossen ins Match gehen lassen. Wenn wir so auftreten, wie in heute, müssen wir uns vor niemandem verstecken“, ist Schaaff optimistisch.
CS