Wechselbad der Gefühle

Erfolgloses Wochenende für Bornheims Fußballerinnen. Während sich die Erste im Spitzenspiel der Verbandsliga Süd beim SC Dortelweil mit 0:2 geschlagen geben musste, fuhr Bornheim III vor heimischer Kulisse gegen Spitzenreiter FV Eschersheim gar ein deprimierendes 0:8 ein und kam dabei komplett unter die Räder.

Bereits unter der Woche hatte Bornheim ein Wechselbad der Gefühle erleben müssen. Zwar durfte man am Dienstag mit dem 3:1-Erfolg gegen die SpVgg. Oberrad die Titelverteidigung im Kreispokal und damit verbunden auch die erneute Qualifikation für den Hessenpokal feiern, musste am Ende für diesen Triumph aber einen hohen Preis zahlen.

Bornheims bislang beste Torschützin Vanessa Kempf zog sich im Verlauf des Spiels bei einem Sturz eine Luxation der Schulter zu und wird somit ihrem Team für den Rest der Vorrunde nicht mehr zur Verfügung stehen.

„Das ist natürlich ein harter Schlag für Vanessa, der wir eine schnelle und gute Genesung wünschen“, kommentierte Bornheims sportlicher Leiter Christoph Schaaff die schwere Verletzung von Kempf. „Vanessa ist eine Spielerin, die wir nicht ohne Weiteres ersetzen können! Jetzt sind alle gefordert, gemeinsam als Team diesen Ausfall zu kompensieren und die entstandene Lücke bestmöglich zu schließen“, so Schaaff.

Gegen den klassentieferen Gruppenligisten war Bornheim nach einer eigentlich überlegen gestalteten Anfangsminuten quasi aus dem Nichts durch einen Treffer von Lina Christin Frey (10.) in Rückstand geraten und musste diesem lange Zeit erfolglos hinterherlaufen. Nachdem Marie Fries zu Beginn der zweiten Halbzeit der 1:1-Ausgleich (52.) gelungen war, konnte die für Kempf eingewechselte Nora Ghoulla 8 Minuten vor dem Ende die Führung für Bornheim erzielen.

Praktisch mit dem Schlusspfiff erhöhte Fries noch einmal auf 3:1 (90.) und sicherte ihrem Team damit endgültig die Titelverteidigung. In Anbetracht der schweren Verletzung von Kempf, die auch nach Spielende immer noch notärztlich versorgt werden musste, wollte darüber allerdings nur sehr verhaltene Freude aufkommen.

Schon im folgenden Punktspiel gegen den SC Dortelweil II war das Fehlen von Kempf bereits deutlich zu spüren, zumal Bornheim neben Marie Fries (Uni-WM/China) und Vera Klingebiel auch noch auf weitere Spielerinnen verzichten musste. Somit war es praktisch das letzte Aufgebot, was Trainer Thomas Stein an diesem Nachmittag in dieses wichtige Match schicken musste.

Entsprechend verhalten waren auch die Erwartungen, was den Spielausgang anbetraf. Schon früh deutete sich an, dass ein gewisser Pessimismus durchaus angebracht sein sollte und es schwer werden würde, dem Gegner Paroli bieten zu können.

Gerade einmal 4 Minuten waren gespielt, als sich die Gastgeberinnen durch einen Treffer von Lana Kehrmüller bereits mit 1:0 in Front gebracht hatte. Nach einer zu kurz geratenen Abwehr der Bornheimer Hintermannschaft war Kehrmüller zur Stelle und konnte die Führung für den SC markieren.

In der Folge bestimmte Dortelweil das Spielgeschehen, Bornheim hielt jedoch mit hohem Einsatz und Laufbereitschaft dagegen. In Richtung des gegnerischen Tores ging jedoch nur wenig und erfolgsversprechende Angriffsversuche blieben eher Mangelware.

Kurz vor der Pause konnte Dortelweil durch Greta Riemenschneider mit einem platzierten Distanzschuss ins Tordreieck das 2:0 (41.) nachlegen, was letzten Endes auch den bisherigen Spielverlauf widerspiegelte.

Der Rest des Spiels war am Ende ebenfalls schnell erzählt. Auch im Verlauf der zweiten 45 Minuten dominierte der SC das Match mehr oder weniger und hätte bereits kurz nach der Pause das 3:0 erzielen können. Ein Schussversuch strich jedoch knapp über den Querbalken des Bornheimer Tores. Bis in die Schlussphase blieben trotz der Überlegenheit weitere nennenswerte Torchancen jedoch aus. Die beste Chance auf eine Resultatsverbesserung für den SC vereiteltet Bornheims Kapitänin Laura Susset, die bei einem weiteren Versuch (73.) der Gastgeberinnen den Ball gerade noch von der Torlinie kratzen konnte.

Die beste und im Grunde einzige Gelegenheit für Bornheim hatte schließlich Mellissa Veloso da Silva, die kurz vor dem Spielende aus aussichtsreicher Position an Keeperin Jaqueline Heindl im Tor des SC Dortelweil scheiterte und damit ein knapperes Resultat verpasste.

In Anbetracht der Umstände war Bornheims Coach Thomas Stein trotz der Niederlage aber keineswegs enttäuscht: „Ich bin eigentlich ein schlechter Verlierer, aber in Anbetracht der personellen Situation und unserer heutigen Leistung trotz der Niederlage nicht unzufrieden. Auch wenn wir verloren haben, zeigt die Tendenz im Training und in den Spielen insgesamt weiter nach oben!“

Auch Bornheims Spielführerin Susset schloss sich bei der Bewertung des Spiels ihrem Coach an: „Wir haben heute bewiesen, dass wir ein Team sind und alles reingeworfen. Der absolute Wille war bei allen da und jede einzelne Spielerin hat gekämpft, wahrscheinlich sogar mehr, als eigentlich möglich war.“

Umso größer war dagegen der Frust bei Christian Walter, dem Coach von Bornheims Dritter. Mit der Ambition ins Spiel gegangen, dem Spitzenreiter FV Eschersheim ein offenes Match zu liefern, musste Walter schnell erkennen, dass an diesem Tag daraus nichts werden würde.

Gerade einmal 10 Minuten waren von der Uhr gelaufen, als Eschersheim bereits mit 0:3 in Front lag und schon zu diesem Zeitpunkt keinen Zweifel am Ausgang dieser Partie gelassen hatte. Mit immer wieder schnell vorgetragenen Angriffen überrannte der Tabellenführer die Bornheimer Hintermannschaft ein ums andere Mal und zeigte sich auch im Abschluss überaus konsequent.

Das der Unparteiische Omar Essem bei der Auslegung der Abseitsregelung nicht nur hier, sondern auch im weiteren Spielverlauf wiederholt zu anderen Ergebnissen kam als die Gastgeberinnen, trug am Ende nicht unwesentlich zur Unzufriedenheit von Walter bei.

Ela Uguzoglu (01./11.) und Rebecca Stein (06.) hatten so schon schnell für den klaren Vorsprung gesorgt, den erneut Uguzoglu (26.) sowie Alessia Erdem (41.) noch vor der Pause auf 0:5 in die Höhe schrauben konnten. Zudem sorgte eine Handverletzung von Bornheims Keeperin Alexa Mächling dafür, dass diese nach der Pause in der Kabine bleiben musste.

Auch nach Wiederanpfiff konnte Bornheim das Eschersheimer Offensiv-Feuerwerk nur bedingt in Grenzen halten und musste bis zum Schlusspfiff weitere Treffer von Alessia Erdem (48.) und Rebecca Stein (69./84.) hinnehmen.

„Das hatten wir uns natürlich anders vorgestellt“, lautete das Statement von Walter nach der Partie.  „Insgesamt war das heute deutlich zu wenig um gegen den Tabellenführer bestehen zu können.“

C.S.