Zwischen Tradition und neuer Stärke
Nicht lange, nachdem eine erfolgreiche Saison mit dem verdienten Aufstieg gekrönt wurde, beginnt für Bornheims 1a nun ein neues Abenteuer in der Hessenliga. Wirklich ein neues Abenteuer? „Ja und nein“ sagt der Sportlicher Leiter Christoph Schaaff. „Auf der einen Seite haben wir aus der Vergangenheit als Verein bereits fast 10 Jahre Hessenligaerfahrung vorzuweisen. Auf der anderen Seite erwarten wir aber für diese Saison eine sehr starke und ausgeglichene Hessenliga, in der es meiner Meinung nach sehr viele starke Teams und keinen klaren Favoriten geben wird.“
Der Weg in die höhere Spielklasse bringt für Bornheims Aufsteigerinnen aber nicht nur sportliche Herausforderungen mit sich. Auch personell hat sich beim Team einiges getan. Mit Adrian Pliske steht ein neuer Cheftrainer an der Seitenlinie, der frischen Schwung und klare Vorstellungen mitbringt. „Wir wollen uns nicht nur in der Liga etablieren, sondern mit mutigem Fußball überzeugen“ sagt der Coach der viel Erfahrung im Frauenfußball mitbringt und Wert auf Teamgeist und Entwicklung legt.
Das auf der Position des Übungsleiters überhaupt eine Veränderung notwendig wurde, war dem überraschenden Abgang des bisherigen Trainers Thomas Stein geschuldet. Nur wenige Tage nach dem gefeierten Aufstieg hatte Stein die Verantwortlichen über seine Entscheidung informiert, für die kommende Spielzeit nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Als Begründung führte Stein an, dass er den Eindruck habe, dass das Team nicht mehr in der erforderlichen Weise rückhaltlos hinter ihm stehen würde.
„Natürlich kam der Schritt gerade nach der erfolgreichen Saison für uns überraschend und hat uns vor allem durch den Zeitpunkt der Entscheidung erst einmal vor unerwartete Probleme gestellt“ sagt Schaaff. Gleichzeitig dankte er Stein für sein Engagement und die sportliche Entwicklung der Mannschaft: „Der Aufstieg ist nicht zuletzt auch der Verdienst von Thomas, der unseren Frauenfußball in den vergangenen 2 Jahren maßgeblich nach vorne gebracht hat“, so Schaaff.
Aber auch der Kader hat ein neues Gesicht bekommen. Gleich mehrere Neuzugänge verstärken die Mannschaft, darunter junge Talente ebenso wie erfahrene Spielerinnen, die auf höherem Niveau bereits ihre Klasse unter Beweis gestellt haben. „Die Mischung stimmt“ sagt Pliske. „Wir haben ein Team mit viel Motivation und Potenzial“.
Vom Regionalligisten Kickers Offenbach sind mit Luana Balzer und Rie Odaira 2 Spielerinnen dazugekommen, die bereits in der Vergangenheit schon einmal das Bornheimer Trikot getragen haben. Vom Ligakonkurrenten SC Dortelweil haben sich mit Greta Riemenschneider, Lina Zeller und Jule Schanbacher gleich 3 Spielerinnen dem Bornheimer Team angeschlossen und wollen zu einer erfolgreichen Saison beitragen.
Ebenfalls Regionalliga-Erfahrung aus ihrer Zeit bei Fortuna Köln und Eintracht Frankfurt bringt Anna-Lena Trapp mit. Komplettiert wird die Riege der Neuzugänge durch Lara Flasdick (TSG 51 Frankfurt), Emely Tran (SV Niederursel) und Mia Moch (Eintr. Frankfurt U17). Nicht neu im Verein, aber neu im Team, ist Clara von Oettingen. Besonders erfreulich ist es aus Bornheimer Sicht, dass es trotz des Werbens der Konkurrenz wieder einmal gelungen ist, eine talentierte Spielerin aus dem eigenen Nachwuchsbereich bis hoch zu den Frauenteams zu bringen. „Clara spielt seit ihrem siebten Lebensjahr bei uns und war bis zum Ende der vergangenen Spielzeit fester Bestandteil unserer C-Junioren. Sie bringt sicher alle Voraussetzungen dafür mit, ab sofort auch unseren Frauenfußball zu bereichern“ glaubt Schaaff.
Aber natürlich gibt es nicht nur Neuzugänge. Einen großen sportlichen Verlust stellt mit Sicherheit der Abgang von Torjägerin Vanessa Kempf dar, die für sich entschieden hat, nicht mehr auf Hessenliganiveau spielen zu wollen, Kempf kehrt zu ihrem vorherigen Verein, der FVgg Kickers Aschaffenburg zurück.
Ebenfalls von Bord sind Torhüterin Nora Ghoulla (Ziel unbekannt) sowie Jenny Zitnik, Anne Christin Goßner, Ex-Kapitänin Laura Susset, Birgit Große Schwiep und Tabea Radloff, die sich aus unterschiedlichen Gründen für eine Fußballpause entschieden haben. Endgültig die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hat Nicole Stilger. Dagegen wird Vera Klingebiel künftig Bornheims 1b verstärken. „Genau wie Nicole, kann Vera mit weit mehr als über 20 Jahren Frauenfußball im Bornheimer Trikot, schon jetzt auf eine eindrucksvolle Bilanz zurückblicken. Beide waren an zahlreichen Aufstiegen und Pokalsiegen maßgeblich beteiligt und sind wichtige Bestandteile unserer Erfolgsgeschichte“, würdigt Schaaff die beiden Bornheimer „Urgesteine“
Auch den anderen Spielerinnen, die beim Neustart in der Hessenliga nicht mehr mit dabei sein werden, dankte Schaaff ausdrücklich: „Mit ihrem zum Teil langjährigen Einsatz nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz haben diese Spielerinnen den Frauenfußball in unserem Verein wesentlich mitgeprägt und uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Das ist in diesen Zeiten nicht selbstverständlich“.
Nach den zahlreichen Neuzugängen im vergangenen Sommer, also erneut ein größerer Umbruch im Bornheimer Kader und es darf mit Spannung erwartet werden, wie sich das neuformierte Team schlagen wird. Dementsprechend lag der Fokus im Training und in den Testspielen auf dem Zusammenspiel und der taktischen Grundordnung. „Mit den personellen Veränderungen braucht es Zeit, bis sich Automatismen entwickeln“, weiß Bornheims Coach Pliske und ergänzt: „Es lassen sich aber schon erste Anzeichen erkennen, dass die Mannschaft bereit ist, die Herausforderungen anzunehmen“.
Der Saisonstart gegen SF BG Marburg wird dabei direkt zu einem Gradmesser werden. Ziel sei es, von Anfang an Punkte zu sammeln und schnell in der Liga anzukommen, betont Pliske. Doch unabhängig von den ersten Ergebnissen ist klar: Diese Saison markiert den Beginn eines neuen Kapitels! Nicht zuletzt deswegen, geht man auf Bornheimer Seite mit viel Aufbruchstimmung, einer spannenden Mischung im Kader und dem Willen, sich in der neuen Liga zu beweisen, die bevorstehenden Aufgaben an.
Um gut gewappnet in die neue Saison zu starten, hat man daher für die Testspiele auch ausnahmslos hochkarätige und starke Gegnerinnen gewählt. Neben dem 4:0-Erfolg gegen den Südwest-Regionalligisten SC Siegelbach, stehen mit dem 0:5 gegen Kickers Offenbach und dem 1:6 gegen die U19 der Frankfurter Eintracht, Niederlagen gegen weitere Regionalligisten auf der Ergebnisliste. Testspielresultate spielen dabei aber für den Bornheimer Trainer nur eine untergeordnete Rolle: „Wir brauchen gerade nach der an Herausforderungen doch eher armen Verbandsliga-Saison genau solche Spiele, um zu wissen, wo wir wirklich stehen und woran wir arbeiten müssen.“
Zwar waren mit dem FC Mittelbuchen und Phoenix Düdelsheim weitere Tests gegen spielstarke Mannschaften geplant, jedoch wurden beide Spiele von der gegnerischen Seite jeweils kurzfristig abgesagt. Glücklicherweise konnte für die Generalprobe mit dem Rheinlandligisten SV Rengsdorf kurzfristig doch noch ein Gegner gefunden werden, gegen den die Pliske-Elf zum Abschluss der Vorbereitung mit 4:1 die Oberhand behielt.
Alles in allem sieht man sich in Bornheim gut auf die neue Spielzeit vorbereitet. Trotz des Optimismus sind sich alle Beteiligten aber der Schwere der bevorstehenden Aufgaben bewusst. „Wir denken das es eine ganze Reihe von Teams geben wird, die sich nicht zu Unrecht Hoffnungen auf einen der vorderen Plätze machen“, glaubt Schaaff, für den neben dem MFFC Wiesbaden und dem SC Dortelweil vor allem auch Bornheims erster Gegner SF BG Marburg zum Favoritenkreis zählen werden.
Ebenfalls nicht unterschätzt werden darf der KSV Hessen Kassel, der den Kader des Regionalligisten Jahn Calden übernommen hat und in der neuen Spielzeit mit 3 Frauenteams an den Start gehen wird. Dazu kommt noch, dass sich der ein oder andere Hessenligist -darunter Mitaufsteiger TSV Klein Linden- mit Spielerinnen des Regionalligisten FSV Hessen Wetzlar verstärkt hat, die nach einem Zerwürfnis mit dem dortigen Vorstand ihren alten Verein verlassen haben.
Vorrangiges Ziel der Bornheimerinnen ist natürlich zunächst der Klassenerhalt. „Wir wollen eine gute Runde spielen, möglichst frühzeitig nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben und vielleicht das ein oder andere etablierte Hessenligateam in den oberen Tabellenregionen ein wenig ärgern“ formuliert Schaaff zunächst vorsichtige Ziele. „Alles, was am Ende darüber hinaus geht, nehmen wir natürlich gerne mit“.
Mit 2 Wochen Verspätung wird dagegen Bornheims 1b in den Spielbetrieb der Kreisoberliga Frankfurt starten. Gerne hätte auch das Team von Trainer Chris Dietz zum Ende der vergangenen Spielzeit einen Aufstieg gefeiert, musste sich aber schließlich wie schon in der Vorsaison mit Platz 2 und der Vizemeisterschaft begnügen.
Das es am Ende nicht zum Meistertitel gereicht hatte, lag vor allem an der durchwachsenen Rückrunde. Noch zum Hinrundenabschluss verlustpunktfrei auf Platz 1, musste man am Saisonende dem FC Gudesding den Vortritt lassen. Deswegen soll nun ein neuerlicher Anlauf gestartet werden, um dann hoffentlich im nächsten Sommer den Wiederaufstieg feiern zu können.
Im Gegensatz zu Bornheims 1a, blieben hier die personellen Veränderungen allerdings eher übersichtlich. Mit Giulio Torsiello, der von den Damen des SC Riedberg an die Bergerstraße wechselt, konnte das Trainerteam weiter ausgebaut werden. „Wir freuen uns, dass Giulio sich dazu entschlossen hat, zu uns nach Bornheim zu kommen“, sagt Schaaff. „Giulio bringt reichhaltige Erfahrung aus dem Mädchen- und Frauenfußball mit und kann dem Team sicherlich noch einmal neue Impulse geben“.
Dagegen hat es im Team nur wenige Veränderungen gegeben. Zu den wichtigsten Personalien zählt mit Sicherheit der bereits erwähnte Wechsel von Vera Klingebiel in den 1b Kader. „Mit ihrer großen Erfahrung ist Vera sicher eine Spielerin, die der Mannschaft zusätzliche Stabilität geben wird“, freut sich Trainer Chris Dietz über den Neuzugang. Darüber hinaus sind fast alle Spielerinnen der Vorsaison auch weiter mit dabei. Eventuell wird auch noch die ein oder andere Spielerin aus dem Kader der 1a das Team zusätzlich verstärken.
„Gerade nach dem Aufstieg der 1a in die Hessenliga wäre auch ein Aufstieg unserer 1b ein wichtiges Signal“, findet Schaaff. „Wir wollen natürlich versuchen, die jetzt etwas größer gewordene Lücke zwischen beiden Teams, möglichst wieder zu verkleinern“.
Wohin sich die Dietz-Elf entwickeln wird, müssen die kommenden Wochen zeigen. Nicht zuletzt aufgrund zahlreicher urlaubsbedingter Abwesenheiten, verlief die Vorbereitung mit Blick auf die Testspielergebnisse bislang eher durchwachsen. Von daher kommt der für Bornheim um 2 Wochen verschobene Saisonstart sicher nicht ungelegen. „Wir wollen die zusätzlich gewonnene Zeit nutzen, um uns auf unser erstes Pflichtspiel gut vorzubereiten“ sagt Dietz. Dazu wird allerdings eine deutlich höhere Trainingsbeteiligung als in den letzten Wochen seit Trainingsstart nötig sein. Die Mannschaft hat sich auf jeden Fall das Ziel gesetzt, im dritten Anlauf den Wiederaufstieg nun endlich zu realisieren.
„Dass es nicht schon früher zu einer Rückkehr in die Gruppenliga gereicht hat, lag nicht zuletzt auch daran, dass Einstellung und Trainingsbeteiligung nicht immer zu den selbst gesteckten Zielen gepasst haben“, erinnert Schaaff. Vom Kader her bringt Bornheims 1b aber mit Sicherheit die notwendigen Voraussetzungen mit, um das anvisierte Ziel auch erreichen zu können. Jetzt müssen den Worten und selbst gesteckten Zielen nur auch noch die entsprechenden Taten folgen.
CS