Frauen: Das Glück der Tüchtigen

Die wichtigsten Fakten vorweg: Spiel gewonnen, 3 Punkte eingefahren, Platz 2 zurückerobert und die Ausgangslage im Kampf um das Erreichen der Aufstiegsrunde wieder deutlich verbessert. Dennoch durfte nach den 90 Minuten im Duell mit dem Tabellennachbarn FSV Schierstein nicht unerwähnt bleiben, dass es einer echten Energieleistung, guter Nerven und einer gehörigen Portion Glück bedurfte, um eben genau diese Fakten zu schaffen. So konnte man es dann am Ende vielleicht das Glück der Tüchtigen nennen, das an diesem Tag auf Seiten der Bornheimerinnen war.

Die Ausgangslage vor dem Spiel war klar. Alles andere als ein Erfolg hätte die aufkeimenden Zweifel am Erreichen des selbst gesteckten Minimalzieles dramatisch gesteigert und den Druck erhöht. Vielleicht war es auch genau diese Anspannung, die Bornheim mit dem Ballast von zuletzt 2 Niederlagen in Folge, schwere Beine zu machen schien. Zwar war man über weite Strecken der ersten Hälfte das spielbestimmende Team, klare Chancen wollten daraus aber nicht so Recht resultieren. Ein Schussversuch von Sarah Schielke (30.) sowie eine weitere Möglichkeit von Marie Fries, die jedoch an Schiersteins Schlussfrau Jasmin Smith scheiterte, blieben nach den ersten 45 Minuten die aus Bornheimer Sicht überaus magere Bilanz. Dass sich auch die Gäste-Elf in vornehmer Zurückhaltung hinsichtlich einer Torannäherung übte, kam der SG daher hilfreich entgegen. Das 0:0 zur Pause war dementsprechend die logische Konsequenz aus dem Verlauf des ersten Spielabschnitts.

Auch nach Wiederanpfiff gewann das Spiel zunächst nicht wirklich an Unterhaltungswert. Dies sollte sich aber nach einer knappen Stunde, wenn auch nur vorübergehend, ändern. Nach einer Hereingabe von Pia Sösemann war es Marie Fries, die eigentlich schon freie Bahn hatte, jedoch die ebenfalls freistehende Darina Prissjashnik bedienen wollte. Fast schien diese Großchance schon leichtfertig verspielt, als der Ball irgendwie den Weg zurück zu Fries fand, die das Leder schließlich mit der Pieke zum 1:0 (57.) über die Torlinie beförderte. Nicht unbedingt das „Tor des Monats“, dachte man sich im Bornheimer Lager. Was zählte, war die erlösende Führung.

Als schien den Bornheimerinnen angesichts des nun existierenden Vorteils die Feststellbremse wie gelöst, erhöhte die SG den Druck auf das Schiersteiner Gehäuse und schnürte den Gegner am eigenen Strafraum förmlich ein. Das zweite Tor schien in diesem Moment nur eine Frage der Zeit zu sein. Fallen wollte es aber nicht. So plötzlich, wie der Bornheimer Aufwind begonnen hatte, so plötzlich verebbte er auch wieder. Stattdessen, musste auf der Gegenseite Torfrau Kaya Rütters bei einem Schuss von Desiree Reintgen (67.) das erste Mal ernsthaft eingreifen um den Ausgleich zu verhindern.

Dennoch schien es so, als habe der FSV erkannt, dass Bornheims Defensive an diesem Abend durchaus verwundbar sein könnte. Vom Rückstand zusätzlich angetrieben, spielte das Gästeteam jetzt mutiger nach vorne. Und tatsächlich gelang es, die Abwehr der Gastgeberinnen zu düpieren. Nach einem Abstimmungsfehler im Strafraum brachte Linda Breyer ihre Gegenspielerin zu Fall, was unweigerlich den Elfmeterpfiff des Referees zur Folge hatte. Schiersteins Kapitänin Alisa Frick ließ sich diese Gelegenheit nicht nehmen und egalisierte zum 1:1 (77.) für den FSV.

Mochte so manch einer befürchtet haben, die Partie könne jetzt vollends kippen, warfen die Bornheimerinnen urplötzlich das in die Waagschale, was in der Vergangenheit schon immer zu ihren stärksten Tugenden gezählt  hatte: Teamspirit und Siegeswille! Den drohenden Punktverlust vor Augen, schaltete Bornheim in den Schlussminuten abermals einen Gang nach oben und drängte vehement auf den Siegtreffer. Logischerweise eröffneten sich Schierstein dadurch entsprechende Räume für Konterattacken, so dass die letzten 10 Minuten zu einem offenen Schlagabtausch gerieten.  Zweimal hatte Sösemann den Führungstreffer auf dem Fuß. Bei ihrem ersten Versuch traf sie jedoch lediglich das Außennetz (78.), im zweiten Anlauf  (85.) konnte Schiersteins Viviana Heise für ihre bereits geschlagene Keeperin auf der Linie klären.

Auch die Bornheimer Hintermannschaft musste noch die ein oder andere heikle Situation überstehen, bevor es schließlich Sarah Schielke war, die in der Schlussminute nach einem Eckball aus dem Gewühl heraus aus kurzer Distanz den Ball irgendwie zum 2:1 über die Linie befördern und damit ihrem Team doch noch drei Punkte sichern konnte.

Irgendwie glücklich, aber doch verdient gewonnen: So oder so ähnlich musste man am Ende aus Bornheimer Sicht Bilanz ziehen. Am kommenden Wochenende empfängt Bornheim auf eigenem Platz den SV Niederursel, der zuletzt mit einem 8:1-Triumph über die SG Haitz nachdrücklich auf sich aufmerksam machen konnte und daher mit viel Rückenwind zum Derby antreten dürfte. Daher erwartet man im Bornheimer Lager auch eine deutlich schwerere Aufgabe, als noch im Hinspiel: „Wir sollten uns nicht von unserem Hinspiel-Erfolg blenden lassen!“, meint Trainerin Christina Depta. „Ich denke, dass Niederursel nicht nur auf die Revanche brennt, sondern in diesem Match auch seine letzte Chance auf das Erreichen von Platz 3 sehen wird. Wir werden also wieder eine absolute Top-Leistung benötigen, um zu bestehen!“ schwört Depta schon jetzt die Mannschaft auf die bevorstehende Aufgabe ein.

Dem Glücksgefühl auf der einen Seite, stand auf der anderen Seite das krasse Gegenteil bei Bornheims Zweiter gegenüber. Erneut mit Feldspielerin Madlen Budimir im Kasten und ohne Auswechselspielerin angetreten, war man beim Gastspiel bei Tabellenführer TSG 51 auf verlorenem Posten und kam mit einer 15:1-Abfuhr vollkommen unter die Räder.

Bereits zur Pause lag das Team von Trainer Christian Walter mit 0:7 im Rückstand und hatte dem Sturmlauf der TSG nichts entgegenzusetzen. Jeweils ein Dreierpack von Patricia Schwab (04./13./39.) und Muriel Grimm (22./27./35.), sowie ein Treffer von Manuela Garbe hatten frühzeitig für klare Verhältnisse gesorgt.

Auch nach der Pause ging das muntere Toreschießen der Gastgeberinnen weiter. Weitere Treffer von Grimm (48./54./77.), Schwab (56.) und Garbe (80.) sowie von Mari Horvat (65.), Marie Joelle Sadien (75.) und Annalena Beuth (87.) sorgten für einen aus Bornheimer Sicht höchst deprimierenden Nachmittag. Lediglich ein zwischenzeitliches Eigentor von TSG-Akteurin Yovana Ristic (57.) vermochte das Schlussresultat zumindest in Nuancen zu verbessern.

„Auch, wenn es vom Ergebnis her nicht so aussieht, hatten wir durchaus gute Momente und hätten das ein oder andere Tor erzielen können. Daran sollten wir uns orientieren“, befand Bornheims Coach Walter. „Es sind trotz der derzeitigen Situation immer wieder auch positive Ansätze zu sehen, die aber momentan bei weitem nicht ausreichen um konkurrenzfähig zu sein“ zog Walter ein Fazit. Gleichzeitig ging Bornheims Abteilungsleiter Christoph Schaaff aber auch kritisch mit dem derzeitigen Kader ins Gericht: „Der Kader ist eigentlich groß genug und hat durchaus auch die Qualität um sich nicht derartig präsentieren zu müssen, wie das momentan der Fall ist. Es gibt allerdings einfach zu viele Spielerinnen, denen es an der für einen Mannschaftssport nötigen Präsenz in Training und Spielbetrieb fehlt, um das Team auf ein besseres Niveau zu heben. An dieser Stellschraube müssen wir dringend drehen! Mir tun vor allem diejenigen Spielerinnen leid, die in jedem Training und Samstag für Samstag auf dem Spielfeld stehen und solche Erfahrungen machen müssen wie heute. Vor diesen Mädels kann man nur den Hut ziehen und sie für ihren ungebrochenen Teamgeist bewundern, den sie sich auch durch solche Spiele nicht brechen lassen!“ zollte Schaaff den Spielerinnen Respekt.

CS